Mikroplastik im Abwasser stellt ein wachsendes Problem für unsere Umwelt dar. Täglich gelangen winzige Kunststoffpartikel aus verschiedenen Quellen in die Kanalisation. Die Mikroplastikbelastung betrifft nicht nur Haushalte, sondern auch Industrie und Straßenverkehr.
In Deutschland wird etwa 53,5 Prozent des gesamten Abwassers über Mischsysteme abgeführt. Diese Kanalisation sammelt Haushaltsabwasser, Industrieabwasser und Regenwasser gemeinsam. Bei starkem Niederschlag wird ein Teil direkt in Oberflächengewässer eingeleitet – ungeklärt und belastet mit Mikroplastik.
Die Zahlen sind alarmierend: Jährlich landen circa 112.000 Tonnen Mikroplastik in deutschen Gewässern. Von den 15,2 Millionen Tonnen Kunststoff, die Deutschland pro Jahr verbraucht, gelangen etwa 456.000 Tonnen in die Umwelt. Das Abwassersystem kann diese Belastung nur teilweise filtern. Besonders bei Starkregen überlasten Oberflächengewässer direkt mit ungeklärtem Wasser und Mikroplastikbelastung.
Was ist Mikroplastikbelastung und warum ist sie problematisch
Winzige Kunststoffteilchen durchdringen unbemerkt unser gesamtes Wassersystem und verursachen weitreichende Folgen. Die Mikroplastikbelastung ist zu einem zentralen Umweltproblem geworden, das sowohl Ökosysteme als auch potenziell die menschliche Gesundheit betrifft. Um wirksame Gegenmaßnahmen zu entwickeln, ist ein fundiertes Verständnis dieser unsichtbaren Verschmutzung unerlässlich.
Die wissenschaftliche Einordnung und Klassifizierung von Mikroplastik bildet die Grundlage für alle weiteren Betrachtungen. Ohne klare Definitionen und Messverfahren lässt sich das Ausmaß der Gewässerverschmutzung kaum erfassen. Ebenso wichtig sind aktuelle Zahlen, die das konkrete Problem in Deutschland verdeutlichen.
Definition und Größenklassen von Mikroplastik
Als Mikroplastik werden Kunststoffpartikel bezeichnet, die kleiner als 5 Millimeter sind. Diese Teilchen sind mit bloßem Auge häufig kaum zu erkennen. Ihre geringe Größe macht sie besonders problematisch, da sie nahezu überall eindringen können.
Die Wissenschaft unterscheidet zwei Hauptkategorien mit unterschiedlicher Herkunft. Primäres Mikroplastik wird gezielt in dieser Größe hergestellt. Es findet Verwendung in Kosmetikprodukten wie Peelings und Zahnpasta, in Hygieneprodukten sowie als Basispellets für die Kunststoffproduktion.
Sekundäres Mikroplastik entsteht hingegen durch den Zerfall größerer Plastikteile. Physikalische, biologische und chemische Prozesse zersetzen Makroplastik allmählich in immer kleinere Fragmente. Diese Form macht über 99,95 Prozent des Mikroplastiks in der Umwelt aus.

| Merkmal | Primäres Mikroplastik | Sekundäres Mikroplastik |
|---|---|---|
| Entstehung | Gezielt in kleiner Größe hergestellt | Durch Zerfall größerer Plastikteile |
| Hauptquellen | Kosmetik, Peelings, Zahnpasta, Basispellets, medizinische Anwendungen | Plastikflaschen, Verpackungen, Reifen, Textilien |
| Anteil in der Umwelt | Weniger als 0,05 Prozent | Über 99,95 Prozent |
| Kontrolle | Durch Verbote und Regulierung einschränkbar | Schwer zu verhindern, da aus bestehendem Plastik |
Aktuelle Zahlen zur Mikroplastikbelastung in Deutschland
Die Dimensionen des Problems werden durch konkrete Zahlen deutlich. In Deutschland werden jährlich etwa 15,2 Millionen Tonnen Kunststoff verbraucht. Von dieser enormen Menge landen drei Prozent in der Umwelt – das entspricht 456.000 Tonnen.
Etwa drei Viertel dieser Umweltverschmutzung besteht aus Mikroplastik. Das bedeutet, dass jährlich rund 342.000 Tonnen Mikroplastikpartikel in deutsche Böden, Gewässer und die Luft gelangen. Diese Zahl verdeutlicht das Ausmaß der täglichen Belastung.
Trotz moderner Kläranlagen und mehrstufiger Abwasserreinigung ist die Rückhaltung nicht vollständig. Jährlich gelangen circa 112.000 Tonnen Mikroplastik in deutsche Gewässer. Die vorhandene Infrastruktur kann diese winzigen Partikel nicht vollständig herausfiltern.
Diese Zahlen zeigen deutlich: Mikroplastik im Abwasser ist kein theoretisches Problem, sondern eine messbare Realität. Die kontinuierliche Belastung gefährdet aquatische Ökosysteme nachhaltig. Eine Reduzierung an der Quelle ist daher dringend erforderlich.
Auswirkungen auf Wasserorganismen und die Nahrungskette
Die winzigen Plastikteilchen werden von Wasserorganismen mit Nahrung verwechselt. Fische, Muscheln und andere Meerestiere nehmen sie aktiv auf. Im Verdauungstrakt können die Partikel mechanische Schäden verursachen oder sich im Gewebe anreichern.
Besonders problematisch ist die Bioakkumulation entlang der Nahrungskette. Kleinere Organismen nehmen Mikroplastik auf und werden von größeren Tieren gefressen. Mit jeder Stufe der Nahrungskette steigt die Konzentration der Kunststoffpartikel.
Über Fische und Meeresfrüchte gelangt das Mikroplastik schließlich auf unsere Teller. Der Kreislauf schließt sich: Was wir in die Gewässer einleiten, kehrt über die Nahrung zu uns zurück. Die Gewässerverschmutzung wird somit direkt zum menschlichen Gesundheitsthema.
- Plankton und kleine Krebstiere nehmen Mikroplastik als erste Stufe auf
- Fische fressen kontaminierte Beutetiere und reichern Partikel an
- Raubfische und Meeressäuger zeigen die höchsten Konzentrationen
- Menschen konsumieren belastete Meeresfrüchte und Fisch
Mögliche Gesundheitsrisiken für den Menschen
Die Auswirkungen der Mikroplastikaufnahme auf den menschlichen Körper sind bisher nur wenig erforscht. Wissenschaftliche Studien stehen erst am Anfang. Die Langzeitfolgen bleiben weitgehend unbekannt, was besondere Vorsicht gebietet.
Mikroplastikpartikel wurden bereits in verschiedenen menschlichen Geweben nachgewiesen. Studien fanden sie in Blutproben, Lungengewebe und sogar in der Plazenta. Die gesundheitlichen Konsequenzen dieser Befunde sind jedoch noch unklar.
Neben den Partikeln selbst sind auch die enthaltenen Zusatzstoffe problematisch. Kunststoffe enthalten Weichmacher, Flammschutzmittel und Farbstoffe. Diese Chemikalien können sich im Körper lösen und hormonähnliche Wirkungen entfalten.
Da die Forschung zu Gesundheitsrisiken noch am Anfang steht, gilt das Vorsorgeprinzip: Die Einträge von Mikroplastik sollten so weit wie möglich vermieden werden.
Experten empfehlen daher einen vorbeugenden Ansatz. Solange die Risiken nicht vollständig geklärt sind, sollte die Belastung minimiert werden. Jede Reduzierung der Mikroplastikbelastung ist ein Gewinn für Umwelt und Gesundheit.
Textilien und Kleidung als Hauptquelle für Mikroplastik im Abwasser
Die Waschmaschine entwickelt sich zunehmend zu einer unterschätzten Quelle für Mikroplastik, das über das Abwasser in die Umwelt gelangt. Moderne Kleidungsstücke bestehen häufig aus synthetischen Materialien, die beim Waschen winzige Fasern freisetzen. Diese Textilfasern tragen erheblich zur Belastung unserer Gewässer bei.
Besonders problematisch sind Fleecejacken und Funktionskleidung aus Kunstfasern. Sie machen einen großen Teil unserer Alltagsgarderobe aus. Pro Person gelangen jährlich etwa 1 Kilogramm Mikroplastik durch gewaschene Kleidung ins Abwassersystem.
Synthetische Fasern beim Waschvorgang
Beim Waschen von synthetischen Textilien entsteht sekundäres Mikroplastik durch mechanische Beanspruchung. Die Reibung zwischen den Stoffen und die Bewegung in der Waschtrommel lösen mikroskopisch kleine Partikel. Diese Mikrofasern sind so winzig, dass sie mit bloßem Auge kaum erkennbar sind.
Der Waschvorgang belastet Kleidungsstücke durch verschiedene Kräfte. Wasser, Waschmittel und die rotierende Bewegung greifen die Faserstruktur an. Jeder einzelne Waschgang trägt so zur kontinuierlichen Freisetzung von Mikroplastik im Abwasser bei.
Polyester dominiert die Textilindustrie und findet sich in unzähligen Kleidungsstücken. Von T-Shirts über Bettwäsche bis hin zu Sportbekleidung – überall wird dieser synthetische Stoff eingesetzt. Seine Beliebtheit resultiert aus der Pflegeleichtigkeit und dem günstigen Preis.
Nylon wird hauptsächlich für Strumpfhosen, Bademode und Outdoor-Bekleidung verwendet. Das Material ist besonders reißfest und elastisch. Dennoch lösen sich auch hier bei jedem Waschvorgang zahlreiche Fasern.
Acryl kommt vor allem in Strickwaren und kuscheligen Winterpullovern zum Einsatz. Diese Kunstfaser ahmt Wolle nach, verliert aber beim Waschen erhebliche Mengen an Partikeln. Die drei genannten Materialien verursachen zusammen den Großteil der textilen Mikroplastikbelastung.
Freigesetzte Partikelmenge pro Waschgang
Die Zahlen sind alarmierend: Ein einzelner Waschgang kann zwischen 700.000 und 2 Millionen Textilfasern freisetzen. Bei Fleecejacken liegt die Menge oft am oberen Ende dieser Skala. Diese enormen Partikelmengen gelangen direkt ins Abwasser.
Eine durchschnittliche Waschladung mit fünf Kilogramm synthetischer Kleidung setzt etwa 6 Millionen Mikrofasern frei. Das entspricht ungefähr einem Gewicht von mehreren hundert Milligramm. Bei 220 Waschgängen pro Jahr und Haushalt summieren sich diese Mengen beträchtlich.
| Textilart | Freigesetzte Fasern pro Waschgang | Hauptmaterial | Verwendung |
|---|---|---|---|
| Fleecejacke | 1,7 – 2,0 Millionen | Polyester | Outdoor, Freizeitkleidung |
| Funktionsshirt | 900.000 – 1,2 Millionen | Polyester, Elastan | Sport, Fitness |
| Strumpfhose | 700.000 – 900.000 | Nylon, Elastan | Alltagskleidung |
| Acrylpullover | 1,0 – 1,5 Millionen | Acryl | Winterbekleidung |
Einflussfaktoren auf die Faserfreisetzung
Verschiedene Parameter beeinflussen, wie viele Fasern beim Waschen ins Abwasser gelangen. Diese Faktoren lassen sich teilweise durch bewusstes Verhalten kontrollieren. Das Verständnis dieser Zusammenhänge hilft, die Belastung zu reduzieren.
Temperatur, Schleuderdrehzahl und Waschdauer
Höhere Waschtemperaturen verstärken die Faserfreisetzung deutlich. Bei 60 Grad Celsius lösen sich bis zu 60 Prozent mehr Textilfasern als bei 30 Grad. Die Hitze macht das Material weicher und anfälliger für mechanische Belastung.
Die Schleuderdrehzahl spielt eine zentrale Rolle bei der Mikroplastikfreisetzung. Intensive Schleudergänge mit 1.400 Umdrehungen pro Minute erzeugen stärkere Reibung. Niedrigere Drehzahlen schonen nicht nur die Kleidung, sondern reduzieren auch den Faseraustrag um etwa 30 Prozent.
Längere Waschzyklen erhöhen die mechanische Beanspruchung der synthetischen Textilien. Kurze Programme von 30 bis 45 Minuten setzen weniger Partikel frei. Moderne Eco-Programme arbeiten zwar länger, nutzen aber niedrigere Temperaturen und schonendere Bewegungen.
Alter und Qualität der Kleidungsstücke
Neue Kleidungsstücke verlieren in den ersten Waschgängen besonders viele Fasern. Die Oberfläche ist noch nicht versiegelt, und lose Faserenden lösen sich leicht. Nach etwa zehn Waschgängen stabilisiert sich die Faserfreisetzung auf einem niedrigeren Niveau.
Ältere und stark beanspruchte Textilien zeigen wieder erhöhte Werte. Die Faserstruktur wird durch häufiges Tragen und Waschen beschädigt. Abgenutzte Funktionskleidung kann pro Waschvorgang doppelt so viele Mikrofasern freisetzen wie neuwertige Stücke.
Qualitativ hochwertige synthetische Textilien sind dichter gewebt oder gestrickt. Sie halten die Fasern besser zusammen und minimieren den Verlust. Billige Fast-Fashion-Produkte verlieren dagegen durchschnittlich 40 Prozent mehr Mikroplastik im Abwasser.
Der Weg der Textilfasern durchs Abwassersystem
Nach dem Verlassen der Waschmaschine fließen die Textilfasern durch die häusliche Abwasserleitung. Von dort gelangen sie in die öffentliche Kanalisation. Die Mikrofasern schweben im Wasser und werden zur Kläranlage transportiert.
Kläranlagen können einen Teil der Fasern aus dem Abwasser filtern. Moderne Anlagen entfernen zwischen 65 und 95 Prozent der Mikroplastikpartikel. Die kleinsten Fasern passieren jedoch die Filter und gelangen in die Vorfluter.
Von Flüssen werden die Textilfasern weiter zu größeren Gewässern transportiert. Letztendlich erreicht ein Großteil das Meer. Dort reichern sich die Kunststofffasern in Sedimenten an oder werden von Meeresorganismen aufgenommen.
Die gefilterten Fasern aus den Kläranlagen verbleiben im Klärschlamm. Dieser wird teilweise auf Felder aufgebracht oder verbrannt. Bei der landwirtschaftlichen Verwertung gelangt Mikroplastik in die Böden und kann von dort wieder ins Grundwasser sickern.
„Synthetische Kleidung ist einer der Hauptverursacher für Mikroplastik in unseren Gewässern. Bei jedem Waschgang werden Tausende mikroskopisch kleine Fasern freigesetzt.“
Die Nassreinigung von Fleecejacken und ähnlicher Funktionskleidung trägt messbar zur Umweltbelastung bei. Das Problem betrifft jeden Haushalt in Deutschland. Bewusstes Waschen und die Wahl natürlicher Materialien können die Belastung verringern.
Kosmetik und Körperpflegeprodukte als Mikroplastikquelle
Während synthetische Textilien beim Waschen sekundäres Mikroplastik freisetzen, gelangen durch Kosmetikprodukte gezielt hergestellte Kunststoffpartikel direkt ins Abwasser. Diese absichtlich produzierten Plastikteilchen werden als primäres Mikroplastik bezeichnet. Sie erfüllen in vielen alltäglichen Produkten spezifische Funktionen und landen nach der Anwendung unmittelbar im häuslichen Abwassersystem.
Die Verwendung von Körperpflegeprodukten trägt erheblich zur Mikroplastikbelastung in deutschen Gewässern bei. Jeden Tag gelangen unzählige winzige Kunststoffpartikel über Duschen, Waschbecken und Badewannen in die Kanalisation. Das Problem: Diese Partikel sind so klein, dass sie von konventionellen Kläranlagen nur teilweise herausgefiltert werden können.
Primäres Mikroplastik in Kosmetikprodukten
Primäres Mikroplastik wird bewusst hergestellt und als funktionaler Inhaltsstoff in zahlreichen Kosmetika eingesetzt. Die winzigen Kunststoffteilchen dienen als Schleifkörper, Bindemittel oder Texturverbesserer. Im Gegensatz zu sekundärem Mikroplastik, das durch Zersetzung größerer Plastikteile entsteht, werden diese Partikel gezielt in einer Größe von wenigen Mikrometern produziert.
Die Hersteller setzen diese Kunststoffgranulate ein, um bestimmte Produkteigenschaften zu erzielen. Sie verbessern die Haptik von Cremes, verstärken die Reinigungswirkung von Peelings oder stabilisieren die Konsistenz von Gelen. Nach der Anwendung werden diese Partikel jedoch nicht biologisch abgebaut, sondern gelangen als Mikroplastik im Abwasser in die Umwelt.
In der EU fließen etwa 7 Prozent des freigesetzten Mikroplastiks über häusliches und gewerbliches Abwasser in Abwasserreinigungsanlagen.
Peelings, Zahnpasta und Duschgels
Bestimmte Produktkategorien enthalten besonders hohe Konzentrationen an primärem Mikroplastik. Gesichtspeelings und Körperpeelings nutzen die kleinen Kunststoffkügelchen als mechanische Schleifpartikel. Diese sollen abgestorbene Hautzellen entfernen und die Haut glätten.
Zahnpasta gehört zu den problematischsten Körperpflegeprodukten in Bezug auf Mikroplastik. Die Partikel dienen hier als Putzkörper und Bindemittel. Bei jedem Zähneputzen gelangen diese direkt über das Waschbecken ins Abwassersystem.
- Duschgels und Flüssigseifen mit Mikroplastikzusätzen
- Cremes und Lotionen mit synthetischen Polymeren
- Deodorants mit Kunststoffpartikeln
- Handwaschmittel mit Reibekörpern
- Make-up und Foundation mit Füllstoffen
Diese Produkte werden täglich von Millionen Menschen in Deutschland verwendet. Die freigesetzten Mengen an primärem Mikroplastik summieren sich dadurch zu erheblichen Belastungen für das Abwassersystem.
Häufig verwendete Kunststoffarten in Kosmetik
Die Kosmetikindustrie setzt verschiedene Polymere ein, die jeweils spezifische Eigenschaften mitbringen. Die Auswahl des Kunststoffs hängt von der gewünschten Funktion im Endprodukt ab. Polyethylen gehört zu den am häufigsten verwendeten Kunststoffen in Körperpflegeprodukten.
| Kunststoffart | Hauptverwendung | Eigenschaften |
|---|---|---|
| Polyethylen (LD-PE/HD-PE) | Peelings, Scrubs | Runde Schleifpartikel, hautfreundlich |
| Polypropylen | Gesichtsreiniger | Chemisch stabil, flexibel |
| Polystyrol | Cremes, Lotionen | Glatte Oberfläche, günstige Herstellung |
| PVC | Nagellack, Mascara | Filmbildend, wasserabweisend |
| PET | Glitzer in Kosmetik | Glänzend, farbig einfärbbar |
Diese Kunststoffe werden aufgrund ihrer physikalischen und chemischen Eigenschaften ausgewählt. Sie sind kostengünstig in der Herstellung und vielseitig einsetzbar. Ihre Beständigkeit, die in der Produktformulierung vorteilhaft ist, wird jedoch zum Problem, wenn sie in die Umwelt gelangen.
Flüssiges und gelartiges Mikroplastik
Neben den festen Mikroplastikpartikeln existiert eine oft übersehene Form: polymere Verbindungen in flüssiger oder gelartiger Konsistenz. Diese synthetischen Polymere erfüllen andere Funktionen als die sichtbaren Kunststoffkügelchen. Sie wirken als Filmbildner, Verdickungsmittel oder Bindemittel in zahlreichen Kosmetikprodukten.
Flüssige Polymere verleihen Shampoos und Conditionern ihre cremige Textur. In Cremes sorgen sie für ein geschmeidiges Hautgefühl und verbesserte Haftung. Diese gelartigen Kunststoffe werden beim Abspülen ebenfalls ins Abwasser eingeleitet, wo sie sich ähnlich problematisch verhalten wie feste Mikroplastikpartikel.
Die Identifizierung dieser flüssigen Kunststoffe gestaltet sich für Verbraucher schwierig. Auf den Inhaltsstofflisten erscheinen sie unter chemischen Bezeichnungen wie Acrylates Copolymer oder Polyquaternium. Ohne Fachwissen sind diese Substanzen kaum als Kunststoffe erkennbar, was ihre Vermeidung zusätzlich erschwert.
Aktuelle Gesetzeslage und Verbote in Deutschland
Deutschland hat in den vergangenen Jahren mehrere Schritte unternommen, um die Verwendung von Mikroplastik in Kosmetikprodukten einzuschränken. Verschiedene Bundesländer haben Initiativen gestartet, um strengere Regelungen auf nationaler Ebene zu etablieren. Thüringen, Berlin und Hamburg fordern umfassende Verbote für primäres Mikroplastik in Körperpflegeprodukten.
Die Klärschlammverordnung wurde 2017 grundlegend novelliert. Diese Anpassung zielt darauf ab, die Belastung von Böden mit Schadstoffen zu reduzieren. Mikroplastik aus Kläranlagen, das im Klärschlamm zurückbleibt, stellt dabei ein zunehmendes Problem dar.
Auf europäischer Ebene wurden bereits Maßnahmen ergriffen. Die EU-Kommission hat Beschränkungen für bestimmte Verwendungen von primärem Mikroplastik erlassen. Diese Regelungen betreffen insbesondere absichtlich zugesetzte Mikroplastikpartikel in Kosmetika wie Peelings. Seit Oktober 2023 gelten schrittweise Verbote für verschiedene Produktkategorien.
Viele Hersteller haben freiwillig auf den Einsatz von festem Mikroplastik verzichtet. Allerdings werden häufig alternative synthetische Polymere verwendet, die ähnlich problematisch sein können. Eine umfassende Kennzeichnungspflicht für alle Kunststoffarten in Kosmetika fehlt bislang.
Direkte Einleitung über das häusliche Abwasser
Der Weg von Mikroplastik aus Kosmetikprodukten ins Abwassersystem ist direkt und unmittelbar. Beim morgendlichen Duschen, beim Händewaschen oder Zähneputzen werden die Kunststoffpartikel sofort über den Abfluss ausgespült. Es gibt keine Zwischenstufe, in der sie aufgefangen oder zurückgehalten werden könnten.
Etwa 7 Prozent des in der EU freigesetzten Mikroplastiks gelangen über häusliches Abwasser in die Kläranlagen. Diese Zahl mag gering erscheinen, entspricht jedoch erheblichen Mengen. Millionen Haushalte nutzen täglich mikroplastikhaltige Produkte, wodurch sich die Gesamtbelastung zu einem bedeutenden Umweltproblem summiert.
Die Kläranlagen können einen Teil der Mikroplastikpartikel zurückhalten. Die kleinsten Partikel passieren jedoch die Filtrationssysteme und gelangen in Flüsse, Seen und letztlich ins Meer. Selbst moderne Klärtechnik stößt bei der Filterung von Mikroplastik unter 10 Mikrometern an ihre Grenzen.
Das im Klärschlamm zurückgehaltene Mikroplastik stellt ebenfalls ein Problem dar. Wird dieser Schlamm auf landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht, gelangen die Kunststoffpartikel in den Boden. Von dort können sie durch Regen in Gewässer gespült werden oder sich in der Nahrungskette anreichern.
Weitere Haushaltsprodukte und alltägliche Quellen
Viele Menschen unterschätzen, dass der größte Anteil von Mikroplastik im Abwasser nicht aus Textilien, sondern aus einer überraschenden Quelle stammt. Während Kleidung und Kosmetik häufig im Fokus stehen, gibt es weitere bedeutende Eintragswege im Alltag. Diese Quellen tragen erheblich zur Gesamtbelastung der Gewässer bei.
Der Straßenverkehr, Verpackungen und Haushaltschemikalien spielen eine zentrale Rolle. Auch die Grenzen der kommunalen Reinigungssysteme verdienen besondere Beachtung. Ein umfassendes Verständnis aller Quellen ist notwendig für wirksamen Umweltschutz.
Reifenabrieb als unterschätzte Mikroplastikquelle
Der Abrieb von Autoreifen stellt mit 57 Prozent der Kunststoffeinträge die mengenmäßig größte Einzelquelle für Mikroplastik in Deutschland dar. Diese Tatsache überrascht viele, da der Reifenabrieb im öffentlichen Bewusstsein kaum präsent ist. Pro Person und Jahr entstehen etwa ein Kilogramm Reifenabrieb, der in die Umwelt gelangt.
Neben Autopneus tragen auch Bremsen und Straßenmarkierungen zur Belastung bei. Der Verkehr erzeugt kontinuierlich feine Partikel, die auf den Fahrbahnen verbleiben. Diese Mischung aus synthetischen Kautschuken und Zusatzstoffen hat komplexe chemische Eigenschaften.
Reifenabrieb wird durch Niederschlagswasser von den Fahrbahnen abgewaschen und gelangt direkt in Böden und Gewässer. In Deutschland existieren etwa 75.000 Regenwasserrückhaltebecken und -überläufe für diesen Zweck. Zusätzlich gibt es mehrere zehntausend Einleitpunkte von Autobahnen ins Kanalisationssystem.
Besonders problematisch ist der sogenannte „First-Flush“-Effekt nach längeren Trockenperioden. Wenn nach Wochen ohne Regen plötzlich ein kräftiger Schauer einsetzt, wird der gesamte angesammelte Abrieb auf einmal abgeschwemmt. Diese stoßweise Belastung überfordert häufig die Kläranlagen und führt zu direkten Einträgen in Flüsse und Seen.
Bei Mischsystemen werden Abwässer aus Haushalten, Industrie und Gewerbe zusammen mit Niederschlagswasser gesammelt. Dies bedeutet, dass der Reifenabrieb gemeinsam mit häuslichem Abwasser die Reinigungsanlagen erreicht. Die Menge an Partikeln variiert stark je nach Verkehrsaufkommen und Wetterlage.
Mengen und Zusammensetzung
Die Zusammensetzung des Reifenabriebs ist komplex und enthält neben synthetischem Kautschuk zahlreiche Zusatzstoffe. Rußpartikel, Weichmacher, Alterungsschutzmittel und Verstärkungsmaterialien sind Bestandteile moderner Reifen. Diese Substanzen können toxische Wirkungen auf Wasserorganismen entfalten.
Die freigesetzte Menge hängt von mehreren Faktoren ab. Aggressive Fahrweise, höhere Geschwindigkeiten und scharfes Bremsen erhöhen den Abrieb deutlich. Auch die Reifenqualität, der Luftdruck und der Straßenzustand beeinflussen die Partikelfreisetzung.
Kunststoffverpackungen und Abrieb im Haushalt
Neben dem Verkehr existieren zahlreiche weitere Quellen im täglichen Leben. Kunststoffverpackungen verlieren durch mechanische Beanspruchung kleine Partikel, die über das Abwasser entsorgt werden. Baustellentätigkeiten mit Kunststoffmaterialien tragen ebenfalls zur Belastung bei.
In der Landwirtschaft kommen Mulchfolien zum Einsatz, deren Abrieb in Böden und letztlich ins Grundwasser gelangt. Sport- und Spielplätze mit Kunstrasen setzen erhebliche Mengen an Gummigranulat frei. Diese Partikel werden durch Wind und Regen in die Kanalisation gespült.
Baufarben für Gebäudefassaden enthalten häufig Kunststoffbindemittel. Bei Verwitterung lösen sich mikroskopisch kleine Teilchen, die mit dem Regenwasser abfließen. Auch das achtlose Entsorgen von Kunststoffmüll, das sogenannte Littering, trägt zur Mikroplastikbelastung bei.
Reinigungsmittel, Weichspüler und Waschmittelzusätze
Haushaltschemikalien stellen eine weitere oft übersehene Quelle dar. Manche Reinigungsmittel enthalten Polymere, die als Verdickungsmittel oder Stabilisatoren dienen. Diese wasserlöslichen Kunststoffe gelangen beim Putzen direkt ins Abwasser.
Weichspüler verwenden häufig synthetische Polymere, um die gewünschte Textur auf Textilien zu übertragen. Waschmittelzusätze gegen Grauschleier oder Verfärbungen basieren teilweise auf Kunststoffverbindungen. Diese Substanzen sind biologisch schwer abbaubar.
Die Kennzeichnung solcher Inhaltsstoffe ist nicht immer transparent. Begriffe wie „Acrylate Copolymer“ oder „Polyquaternium“ verbergen sich in den Zutatenlisten. Verbraucher haben oft keine Kenntnis über diese versteckten Mikroplastikquellen.
Grenzen der Kläranlagen bei der Mikroplastikfilterung
Die moderne Abwasserreinigung nach dem Stand der Technik kann etwa 95 Prozent der eingetragenen Mikroplastikteilchen entfernen. Die Effizienz schwankt je nach Anlagentechnik zwischen 80 und über 99 Prozent. Trotz dieser hohen Werte verbleiben Partikel im gereinigten Abwasser.
Im Reinigungsprozess werden größere Plastikteile in Grob- und Feinrechen mechanisch zurückgehalten. Schwerere Kunststoffpartikel sinken im Sandfang zu Boden und werden dort abgeschieden. Leichte schwimmende Kunststoffteile werden im Fettfang durch Absaugung entfernt.
Sehr kleine Partikel und Mikrofasern im Nanometerbereich sind schwieriger zu erfassen. Diese enziehen sich weitgehend der konventionellen Mikroplastikfilterung. Im gereinigten Abwasser befinden sich noch 1 bis 5 Mikrogramm Mikroplastik pro Liter.
Besonders problematisch ist der Klärschlamm, in dem sich bis zu 80 Prozent des Mikroplastiks aus Abwässern ansammelt. Dieser Schlamm enthält konzentrierte Mengen an Kunststoffpartikeln und anderen Schadstoffen. Seit der Novellierung der Klärschlammverordnung 2017 wird er überwiegend verbrannt statt als Dünger ausgebracht.
Die frühere landwirtschaftliche Nutzung von Klärschlamm führte zu massiven Mikroplastikeinträgen in Ackerböden. Durch die Verbrennung wird dieses Problem heute weitgehend vermieden. Allerdings entstehen bei der thermischen Behandlung andere Umweltbelastungen.
| Reinigungsstufe | Entfernungsmechanismus | Partikelgröße | Effizienz |
|---|---|---|---|
| Grob- und Feinrechen | Mechanische Filterung | Größer 1 mm | Nahezu 100% |
| Sandfang | Sedimentation schwerer Partikel | 100-1000 µm | 85-95% |
| Fettfang | Absaugung schwimmender Teile | 50-500 µm | 70-90% |
| Biologische Reinigung | Biofilm-Adsorption | 10-100 µm | 60-80% |
| Nachklärung | Sedimentation im Belebtschlamm | 1-50 µm | 40-70% |
Die Messung von Mikroplastik im Abwasser ist zeit- und kostenaufwendig mit erheblichen Messunsicherheiten. Unterschiedliche Analysemethoden liefern oft abweichende Ergebnisse. Deshalb können verlässliche Grenzwerte für die Abwasserreinigung noch nicht festgelegt werden.
Neue Technologien zur erweiterten Mikroplastikfilterung befinden sich in der Entwicklung. Membranverfahren, Ultrafiltration und spezielle Adsorptionsmaterialien zeigen vielversprechende Ergebnisse im Labormaßstab. Die flächendeckende Nachrüstung bestehender Kläranlagen wäre jedoch mit enormen Kosten verbunden.
Fazit
Die Mikroplastikbelastung in deutschen Gewässern stellt ein komplexes Umweltproblem dar. Synthetische Textilien, Kosmetikprodukte und Reifenabrieb zählen zu den Hauptquellen von Mikroplastik im Abwasser. Obwohl moderne Kläranlagen einen großen Teil der Partikel zurückhalten, gelangen jährlich noch etwa 112.000 Tonnen über Regenwasserüberläufe in die Gewässer.
Im Sinne des Vorsorgeprinzips ist die Vermeidung von Einträgen entscheidend. Die verbesserte Abwasserbehandlung bietet das größte Potenzial für den Gewässerschutz. Die Reduzierung von Mischwasser- und Regenwasserabschlägen spielt eine zentrale Rolle.
Lösungsansätze gibt es auf verschiedenen Ebenen: Infrastrukturelle Maßnahmen wie bessere Regenwasserbehandlung, regulatorische Schritte wie Plastikverbote und erweiterte Pfandsysteme sowie technische Verbesserungen in Kläranlagen. Die Installation von Filtersystemen an kritischen Punkten kann Einträge deutlich verringern.
Jeder Einzelne kann zur Vermeidung beitragen: Produkte ohne Mikroplastik wählen, Abfälle korrekt entsorgen und auf langlebige Alternatiken setzen. Die Reduzierung der Mikroplastikbelastung erfordert das Zusammenwirken von Politik, Industrie, Wasserwirtschaft und Verbrauchern. Nur durch gemeinsame Anstrengungen lässt sich die Wasserqualität für künftige Generationen sichern.